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Unser ESD - Koordinator bei Ginzinger electronic systems

Reinhard Schmeitzl ist unser "Mr. ESD" bei Ginzinger und zuständig für normgerechten ESD-Schutz und dessen Umsetzung im Unternehmen. Wir haben mit Reini über seine wichtige Funktion gesprochen.

Aufgaben von ESD- KoordinatorInnen

ESD KoordinatorInnen sind für die Erstellung eines ESD-Kontrollprogrammplans und dessen Implementierung in die Prozesslandschaft des Unternehmens zuständig. Sie sorgen für die fortlaufende Verifizierung und Einhaltung des Kontrollprogramms.

Das geschieht durch fortlaufende Messungen der Ableitwiderstände von Produktions- und Arbeitsplatzausstattung, Böden, Maschinen, Anlagen, etc. Darüber hinaus besteht eine wichtige Aufgabe in dieser Funktion darin, Mitarbeiter*innen zum Thema ESD-Schutz zu schulen.

Wir haben mit Reinhard Schmeitzl, ESD-Koordinator bei Ginzinger electronic systems über seine Aufgaben und die Herausforderungen im Bezug auf ESD in der Produktion gesprochen.

Reini, neben deiner Tätigkeit in der Reparaturtechnik ist alles rund ums Thema "ESD" dein Spezialgebiet. 

Reini: Ja genau, ich qualifiziere neue ESD-Kontrollelemente auf deren Ableitfähigkeit zur normgerechten Verwendung in der EPA. Oft werde ich auch zur Messung von Bauteilverpackungen gerufen. Außerdem schule ich unsere neuen Mitarbeiter*innen ein.


Wie gewährleistest du lückenlosen ESD-Schutz bei deinen KollegInnen?

Reini: Grundsätzlich funktioniert lückenloser ESD-Schutz nur, wenn jeder einzelne diesen auch aktiv praktiziert. Dazu gehört auch Selbstverantwortung, auf die eigene Schutzkleidung zu achten. Wichtig ist zusätzlich zur Schutzkleidung auch die Verwendung des Handgelenk-Erdungsbandes bei der Handhabung von elektronischen Komponenten in sitzender Position. Auch auf Isolatoren wie Plastik und Styropor muss jede*r Mitarbeiter*in genau achten, denn diese haben in der EPA (electrostatic protected area) absolut nichts verloren.


Was gefällt dir an deiner Tätigkeit als ESD-Beauftragter?

Reini: Dafür zu sorgen, den ESD-Schutz bei uns im Unternehmen laufend zu optimieren, finde ich persönlich eine sehr spannende und herausfordernde Aufgabe, die mir auch Spaß macht. Alle drei Jahre gibt es für ESD-Koordinatoren Auffrischungskurse, die ich besuche. 2024 absolviere ich die Ausbildung zum zertifizierten ESD-Auditor. Ich durfte bereits bei einigen Kunden ein ESD-Consulting durchführen.

Herausforderungen in der Produktion

Was sind die größten Herausforderungen in deiner Tätigkeit?

Reini: Das ist vor allem der Wareneingang, wenn Lieferanten Bauteile die nicht ESD-empfindlich sind, in Kunststoffverpackung anliefern. Es handelt sich dabei um Stecker, Antennen usw. Da wir aber in der EPA keine Kunststoffverpackung haben wollen, suche ich gemeinsam mit dem Einkauf und den Lieferanten nach einer Lösung, damit die Verpackung zukünftig ableitfähig ist. D

Bei sitzenden Tätigkeiten in der Elektronikproduktion ist besonderes Augenmerk auf das Erdungsband zu legen. Denn trotz ESD-fester Bekleidung kann durch Abnützungen oder Schmutzpartikel die sich in den Stuhlrollen absetzen, die Ableitfähigkeit von Stühlen stark vermindert werden. Die Bänder kompensieren dieses Problem.

Meine Koordinator-Tätigkeit wird in letzter Zeit immer umfangreicher. Daher haben wir uns dazu entschlossen, für die einzelnen EPA Bereiche künftig ESD-Assistenten zu benennen und auszubilden. Diese ESD-Assistenten führen die Verifizierungsmessungen von den ESD-Kontrollelementen in ihren Bereichen selbstständig durch und sind direkte Ansprechpartner für ESD-relevante Themen in ihren Bereichen.

Laufende Kontrolle

Während der Corona-Pandemie stellte sich heraus, wie wichtig es ist, die beschriebenen ESD-Maßnahmen laufend zu überprüfen…

Reini: Ja, hier war ich besonders gefordert. Als es in der Entwicklung zu sehr vielen Corona-Fällen kam, wurden die ESD-Matten auf den Entwicklungsarbeitsplätzen regelmäßig mit Desinfektionsmittel abgewischt. In diesem Mittel befindet sich viel Alkohol, dieser zerstörte die Leitfähigkeit der Matten. Die Matten hatten dadurch eine isolierende Wirkung und der ESD-Schutz war nicht mehr gegeben. Durch die Messungen im ESD Audit wurde dies ans Licht gebracht. Fallen grundsätzlich drei bis fünf Matten pro Jahr aus, waren es 2021 plötzlich 22 Matten!

Die Lösung nach mehreren Tests bestand dann darin, die Flächen zu desinfizieren und danach gleich mit ESD-Reiniger darüber zu wischen. So wurde der chemische Vorgang neutralisiert. ESD-Reiniger ist eher basisch aufgebaut. Er ist viel schonender als normale Reinigungsmittel und enthält keinen Alkohol, den der ist schlecht für die Ableitfähigkeit.

Reini, vielen Dank für das Gespräch!

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