Fachthema
Maßgeschneiderte HMIs - Benutzer:innen stehen im Zentrum
Die Entwicklung eines benutzerdefinierten HMI erfordert nicht nur technische Expertise, sondern auch ein tiefes Verständnis der Fähigkeiten und Bedürfnisse der Benutzer:innen.

Die Entwicklung eines benutzerdefinierten Human-Machine Interfaces (HMI) erfordert nicht nur technische Expertise, sondern auch ein tiefes Verständnis der Fähigkeiten und Bedürfnisse der Benutzer:innen. Ein HMI, das optimal auf die Benutzer:innen abgestimmt ist, fördert die Effizienz, reduziert Fehler und erhöht die Zufriedenheit. In diesem Techtalk werfen wir einen Blick darauf, wie man die Fähigkeiten der Anwender:innen in die Entwicklung eines maßgeschneiderten HMI einbezieht und umsetzt.
Zielgruppenanalyse
Verstehen, wer die Benutzer:innen sind
Der erste Schritt in der Entwicklung ist die Analyse der Zielgruppe. Wer wird das HMI nutzen? Dies kann sich je nach Branche stark unterscheiden, sei es ein anspruchsvolle(r) Bediener:in in einer Produktionsumgebung, ein(e) versierter Techniker:in im Wartungsteam oder ein(e) unerfahrene(r) Endanwender:in eines Konsumguts.
Wichtige Aspekte der Analyse:
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Erfahrung und Kompetenz:
Haben die Benutzer:innen Vorkenntnisse im Umgang mit ähnlichen Systemen? Wie viel Schulung benötigen sie, um mit dem neuen HMI effektiv zu arbeiten?
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Technische Fertigkeiten:
Verfügen sie über Grundkenntnisse in Computern und Steuerungssystemen, oder benötigen sie eine einfache, intuitive Benutzeroberfläche?
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Häufigkeit der Nutzung:
Handelt es sich um tägliche Benutzer:innen oder nur gelegentliche Anwender:innen? Tägliche Benutzer:innen bevorzugen vielleicht Shortcuts und tiefere Kontrollmöglichkeiten, während gelegentliche Nutzer:innen ein einfacheres, geführtes Interface benötigen.

Usability-Tests in der frühen Entwicklungsphase
Benutzer:innen sollten so früh wie möglich in den Designprozess einbezogen werden, idealerweise während der Prototypenphase. Indem man sie frühzeitig mit dem Interface interagieren lässt, erhält man wertvolles Feedback zu Schwierigkeiten, Missverständnissen oder notwendigen Anpassungen.
Vorteile von Usability-Tests:
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Sie geben Aufschluss über potenzielle Barrieren für die Benutzer:innen.
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Sie ermöglichen es, das HMI in Bezug auf die Benutzer:innenerfahrung zu verfeinern und anzupassen.
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Feedback zur Benutzerfreundlichkeit hilft, Funktionen zu entfernen oder zu vereinfachen, die nicht intuitiv sind.
Kognitive Belastung minimieren
Je mehr kognitive Ressourcen ein Benutzer / eine Benutzerin aufwenden muss, um mit dem HMI zu interagieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und Frustrationen. Hier sind einige Tipps, um die kognitive Belastung zu minimieren:
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Vermeidung von Informationsüberflutung:
Zeigen Sie nur die notwendigen Informationen an, und vermeiden Sie es, die Benutzer:innen mit unnötigen Daten zu überfordern. Nutzen Sie den Platz auf dem User Interface so, dass Information einfach zu finden ist und nicht unnötig versteckt wird.
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Klarheit und Konsistenz:
Verwenden Sie klare Symbole, Farben und Layouts, die sich durch die gesamte Anwendung ziehen.
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Schrittweise Führung:
Nutzen Sie kontextuelle Hilfen oder Schritt-für-Schritt-Assistenten, um Benutzer:innen durch komplexe Prozesse zu leiten.

Berücksichtigung physischer Rahmenbedingungen und sensorischer Fähigkeiten
Ein benutzerfreundliches HMI muss auch die physischen und sensorischen Fähigkeiten der Benutzer:innen berücksichtigen. Beispielsweise könnte ein Interface, das für einen Produktionsarbeiter:innen mit Handschuhen verwendet werden muss, größere Schaltflächen und eine einfache, touch-basierte Navigation erfordern.
Wichtige Punkte zur physischen Umsetzung:
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Ergonomisches Design
Die Platzierung von Schaltflächen, Bildschirmen und anderen Steuerungen sollte so gestaltet sein, dass sie bequem erreichbar und bedienbar sind.
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Sensorische Zugänglichkeit
Berücksichtigen Sie Benutzer:innen, die möglicherweise Schwierigkeiten beim Sehen oder Hören haben. Farben müssen mit Bedacht eingesetzt werden, um Menschen mit Farbsehschwächen zu unterstützen. Akustische Alarme sollten durch visuelle Hinweise ergänzt werden.
Feedback-Systeme einbinden
Ein effektives Feedback-System ist entscheidend, um den Benutzer:innen das Vertrauen in ihre Handlungen zu geben. Ob es sich um visuelles Feedback (z.B. Bestätigungen, dass eine Aktion erfolgreich ausgeführt wurde) oder haptisches Feedback (z.B. Vibrationen bei einer Eingabe) handelt – dies hilft den Benutzer:innen, sicherzustellen, dass sie das System richtig bedienen.
Schulungen und Unterstützung einplanen
Auch das beste HMI kann ohne angemessene Schulungen nicht optimal genutzt werden. Planen Sie Schulungen, die auf das Fähigkeitsniveau der Benutzer:innen abgestimmt sind. Dabei kann es sich um kurze Einführungsvideos, Handbücher oder interaktive Schulungsmodule handeln. Ebenso ist eine gut erreichbare, unterstützende Dokumentation, die Probleme und häufig gestellte Fragen abdeckt, ein entscheidender Bestandteil.

Die erfolgreiche Entwicklung eines kundenspezifischen HMI hängt stark davon ab, wie gut es auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Benutzer:innen abgestimmt ist. Durch eine gründliche Analyse der Zielgruppe, Usability-Tests, adaptive Designs und die Minimierung der kognitiven Belastung kann sichergestellt werden, dass das HMI intuitiv und effizient nutzbar ist. Zudem sollte man immer berücksichtigen, wie physische und sensorische Fähigkeiten das Interaktionsdesign beeinflussen, und sicherstellen, dass Benutzer:innen durch gezielte Schulungen und Unterstützung optimal vorbereitet sind.
Ein HMI, das die Benutzer:innenfähigkeiten ernst nimmt, führt zu einer besseren Akzeptanz, einer erhöhten Effizienz und einem reduzierten Risiko für Bedienfehler – was letztendlich den Erfolg eines Projekts maßgeblich steigern kann.