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Ist Zephyr das neue Linux?

Zephyr ist ein Open-Source-Echtzeitbetriebssystem (RTOS), speziell für Embedded Systems. Warum man sich damit beschäftigen sollten und welche Stärken und Schwächen Zephyr bietet, lesen Sie in unserem Techtalk.

Was ist Zephyr?

Man liest in letzter Zeit viel über Zephyr, einem Open-Source-Echtzeitbetriebssystem (RTOS), das speziell für eingebettete Systeme (Embedded Systems) entwickelt wurde. Braucht man denn noch ein Betriebssystem? Warum sollte man sich damit beschäftigen und welche Stärken und Schwächen bietet Zephyr?  

Zephyr hat seine Ursprünge in einem proprietären Betriebssystem namens Virtuoso, das von der Firma Wind River entwickelt wurde. Später wurde es zu einem Open-Source-Projekt, das durch die Zephyr Project Foundation unter dem Dach der Linux Foundation im Jahr 2016 offiziell gestartet wurde. Das Zephyr-Projekt zielt darauf ab, eine Alternative zu bestehenden Echtzeitbetriebssystemen wie FreeRTOS, RIOT und Contiki bereitzustellen, indem es eine bessere Skalierbarkeit, Sicherheit und Modularität bot. 

Zephyr hat sich rasant entwickelt. Es wird von zahlreichen Unternehmen und Entwicklern weltweit aktiv genutzt und weiterentwickelt. Einige prominente Unterstützer des Projekts sind große Technologieunternehmen wie Intel, NXP, Nordic Semiconductor und Google. 

Wo wird Zephyr eingesetzt?

Zephyr ist aufgrund seiner Flexibilität in einer Vielzahl von Anwendungen zu finden, darunter: 

  • IoT-Geräte
    Es ist ideal für ressourcenarme, eingebettete Systeme, wie sie oft in IoT-Geräten vorkommen. Typische Anwendungsfälle sind Sensoren, Smart-Home-Geräte, Wearables und industrielle IoT-Anwendungen. 
  • Wearables
    Zephyr kann in tragbaren Geräten eingesetzt werden, die eine niedrige Latenz und einen geringen Stromverbrauch erfordern, wie Fitness-Tracker oder Smartwatches.
  • Industrielle Steuerungen:
    In industriellen Anwendungen, in denen Zuverlässigkeit und Reaktionszeit entscheidend sind, wird Zephyr in Steuerungssystemen für Maschinen und Roboter genutzt.
  • Automobilindustrie: 
    Dank seiner Echtzeitfähigkeiten und der Unterstützung für sicherheitskritische Anwendungen wird Zephyr auch in der Automobilindustrie für Anwendungen wie Fahrzeugsensorik und -steuerung verwendet. 

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Was sind die Vorteile von Zephyr?

Zephyr bietet eine Reihe von Vorteilen, die es in der Embedded-Softwareentwicklung attraktiv machen: 

  • Kleiner Footprint
    Zephyr ist schlank und benötigt nur wenige Ressourcen, was es ideal für Systeme mit begrenztem Speicher und Rechenleistung macht. 

  • Modularität
    Das Betriebssystem ist hochgradig modular aufgebaut. Entwickler können nur die benötigten Komponenten einbinden, nicht mehr und nicht weniger. Die Hardware-Ressourcen eines Systems werden optimal genützt. 

  • Echtzeitfähigkeiten
    Zephyr bietet eine zuverlässige Echtzeitverarbeitung, die für zeitkritische Anwendungen in Bereichen wie industrieller Automatisierung und Automobiltechnik wichtig ist. 

  • Plattformunabhängigkeit
    Zephyr unterstützt viele verschiedene Hardwareplattformen und Architekturen, darunter ARM, RISC-V, x86 und viele Mikrocontroller-Serien wie STM32 oder NXP i.MX. Dies ermöglicht eine einfache Portierung von Anwendungen zwischen verschiedenen Hardwareplattformen. 

  • Sicherheit
    Zephyr legt großen Wert auf Sicherheit und ist eines der wenigen Echtzeitbetriebssysteme, das einen strukturierten Sicherheitsprozess durchläuft. Es erfüllt strenge Sicherheitsanforderungen für sicherheitskritische Systeme, wie sie in der Medizin- und Automobilindustrie gefordert werden. 

  • Open Source
    Als Open-Source-Projekt ist Zephyr frei zugänglich und profitiert von einer großen Entwicklergemeinde. Dies sorgt für schnelle Innovationen, regelmäßige Updates und umfangreiche Dokumentationen. 

Wo sind die Grenzen von Zephyr?

Trotz der vielen Vorteile gibt es einige Bereiche, in denen Zephyr weniger geeignet ist: 

  • Komplexe Benutzeroberflächen
    Zephyr ist nicht für Systeme gedacht, die auf grafisch anspruchsvolle Benutzeroberflächen oder komplexe GUI-Frameworks angewiesen sind, wie etwa Smartphones oder Tablets. Hier sind vollwertige Betriebssysteme wie Linux oder Android die bessere Wahl. 

  • Hohe Ressourcenanforderungen
    Während Zephyr sehr gut für ressourcenarme Geräte geeignet ist, stößt es bei leistungsstarken Systemen, die große Speicherkapazitäten und umfangreiche Rechenressourcen benötigen, an seine Grenzen. In diesen Fällen können Betriebssysteme wie Linux effizienter arbeiten. 

  • Multimedia-Streaming
    Zephyr eignet sich nicht für Multimedia-Streaming oder rechenintensive Anwendungen wie Videodecodierung oder -bearbeitung. Hier werden komplexere Betriebssysteme mit umfassender Multimedia-Unterstützung wie Linux benötigt. 

Embedded Linux bei Ginzinger

Zusammenfassung

Zephyr ist ein leistungsfähiges, flexibles und sicheres Echtzeitbetriebssystem, das sich besonders gut für eingebettete Systeme und IoT-Anwendungen eignet. Seine modularen Funktionen, die breite Hardwareunterstützung und die Echtzeitfähigkeiten machen es zu einer idealen Wahl für Entwickler in verschiedenen Branchen wie Industrie, Automobil, Gesundheitswesen und Konsumgüter.

Allerdings ist es weniger geeignet für rechenintensive Anwendungen oder solche mit komplexen Benutzeroberflächen. Zephyr ist weniger als Konkurrenz zu Embedded Linux zu betrachten, sondern vielmehr als Ergänzung des Plattformbaukastens für Entwickler in Richtung Embedded Systems mit Microcontroller und geringen Ressourcen.