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Entwickler in der Zwickmühle

Embedded Entwickler leben in einer verrückten Welt. Einerseits möchten sie immer die neuesten Features nützen, andererseits sollen Geräte eine möglichst lange Lebenszeit haben.

Mann steht vor mehreren Tueren
Andreas Pfeiffer Portrait
von Andreas Pfeiffer

Einerseits sollen Embedded Systeme immer mehr unserer Lebensbereiche durchdringen, andererseits gibt es gerade jetzt wieder massive Probleme mit der Verfügbarkeit von Bauteilen. Embedded Geräte zu entwickeln war schon einmal lustiger.

Bauteillieferanten führen Entwickler regelmäßig mit den neuesten, hochintegrierten, noch leistungsfähigeren und mit noch mehr Features ausgestatteten Komponenten in Versuchung. Wie gerne möchte man diese in seiner neuesten Erfindung einsetzen. Stünde in der Kundenanforderung nicht, dass das entwickelte Gerät über zehn Jahre und mehr produziert werden muss. Darüber hinaus erwartet sich König Kunde die Ersatzteilhaltung und Reparatur für weitere zehn Jahre.

Dem Blick in die Datenblätter und dem Gespräch mit dem Hersteller folgt Ernüchterung. Auf mehr als ein paar Jahre Verfügbarkeit lässt sich niemand ein, und schriftlich schon gar nicht. Im besten Fall findet man Industrie- oder Automotive-Teile mit Lebenszeiten von zehn bis fünfzehn Jahren, diese aber kaum mit den gewünschten Features. Aber auch diese Roadmaps sind nicht in Stein gemeißelt. Hersteller werden übernommen, bereinigen ihr Portfolio oder treiben die Preise nach oben, damit man unter Schmerzen „freiwillig“ auf neue Bausteine umsteigt.

Als Embedded Entwickler hätte man gerne eine Kristallkugel um die Zukunft seiner Lieblingsbauteile  besser einschätzen zu können. Mittlerweile gibt es Dienstleister, die teure Datenbanken anbieten, um für jedes eingesetzte Bauteil eine Prognose abzugeben und das Risiko einzugrenzen. Alternativ könnte man versuchen eine Entwicklung herstellerneutral durchzuführen, was bei vielen Bauteilen aber gar nicht möglich ist und den Herstellern ja auch nicht wirklich schmeckt.

Image Platine Chip

Dazu kommt, dass wir aktuell Wild-West-Zeiten in der Elektronik erleben. Bauteile, die plötzlich nicht mehr verfügbar sind, zum vereinbarten Termin nicht geliefert werden oder deren Zukunft ungewiss ist. Massive Preiserhöhungen, unterbrochene Lieferketten, Rohstoffverknappung und so manche Explosionen und Brände in Fabriken von Zulieferern der Elektronikindustrie verlagern heute den Fokus von Embedded Entwicklern in die Beschaffung und nagen am Kreativitätspotential.

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